Dass er mit über 70 Jahren noch einmal ein Comeback in der Jazzszene erleben sollte, damit hätte Oscar Brown Jr. fast nicht mehr gerechnet. Mittlerweile sind auch drei seiner Alben aus den 60er und 70er Jahren erstmals als CD erhätlich, nachdem man jahrzehntelang bei der Suche nach diesen Raritäten auf gutsortierte Secondhand-Händler angewiesen war. Doch Oscar Brown Jr. hat sich vom wechselhaften Verlauf seiner Karriere nie entmutigen lassen.
War er in den 60ern mit seinen Songs wie „Dat Dere“ und „Afro Blue“ in aller Munde, zugleich Vorbild für eine ganze Generation von Sängern und Songschreibern ? von Gil Scott Heron bis Terry Callier und Al Jarreau ? und fanden seine Songs InterpretInnen von Lou Rawls bis Mahalia Jackson und Nina Simone, so wurde es nach seinem Atlantic-Vertrag ab Mitte der 70er still um ihn. Als Symbolfigur und Sprachrohr für ein neues, nicht-militantes schwarzes Selbstbewußtsein fanden sich viele Aufgaben innerhalb der black community für Oscar, denen er sich neben seinen Konzerten als Professor und Theatermacher widmet.
„Live Every Minute“ ist das großartige Spätwerk eines coolen Hipsters, dem selbst viele Rückschläge nie die Sprache verschlagen konnten und dessen lange Abwesenheit die Jazzszene um viele Impulse gebracht hat.
O. Brown Jr.: vocals; Stanley Turrentine: tenor saxophone; Stephan Dietz: guitar; Aaron Graves: piano; Lucas Lindholm: bass; Gerry Brown: drums